Holztrog-Fabrikation

Am Freitag, 21.04.17 trafen sich Alfons, Lucien, Reinhard und Tom zum ersten Aktion „Bierbrau-Holz-Trog-Fabrikation“. Unser Arbeitskreis-Fotograf Lucien hat dabei alle Fotos geschossen.

Wie bei praktisch allen unseren Experimenten wurde bei Petrus ein Sonnentag ganz ohne Regen bestellt und erhalten. Was hätte er sonst schon groß tun können wenn wir darum bitten?

Vorgeschichte

Beim Erlen-Stamm-Transfer am 19.11.2016 gelangte der Stamm bereits vom Wald von Ludwig Weiß – den Amperauen mit Leitenwäldern bei Buchenau – zum kleinen Wald von Alfons in Wildenroth an der Amper. Dann gab es leider viele Widerwärtigkeiten: Schnee und Frost, anderweitige Wetterkapriolen und geschäftlichen Verhinderungen der Akteure. So mußte die Bearbeitung des Stamms fast ein halbes Jahr verschoben werden.

Stamm unbearbeitet
Der Stamm im Frühjahr vor der Bearbeitung

Werkzeuge

Absichtlich verzichten wir darauf, die Holztröge mesolithisch herzustellen. Das haben andere vor uns bereits bewiesen. In unserem Projekt möchten wir beweisen, daß man in der Mittelsteinzeit schmackhaftes Bier brauen konnte. Darauf beschränken wir uns. Entscheidend ist nur, daß wir beim Brauen (am Ende unseres mehrjährigen Projekts) nur Geräte verwenden, die auch Mittelsteinzeitler zur Verfügung hatten (oder hätten haben können).

Wir verwendeten daher:

  • Hohldexel aus Metall (hat Reinhard extra bestellt)
  • Maurerhammer aus Metall (hat Tom mitgebracht)
  • Spalthammer
  • Metallkeile (von Alfons, sie hat eine Südtiroler Schlosserei im Ultental aus Baggerzähnen geschmiedet)
  • 1 Motorsäge (75 cm)
  • 1 Motorsäge (38 cm)
  • 1 kleine elektrische Motorsäge (von Lucien)

Erster Prozessschritt: Planung und Arbeitsbesprechung

Zwei Biertröge werden benötigt, etwa mit gleichem Fasungsvermögen (zum Umschöpfen). Alfons hat die Maße der Tröge im Stamm mit einer Excel-Kalkulation berechnet. Zu klären war nun:

  • Zwei getrennte Tröge oder gemeinsam in einem Stück?
  • Wie viel an den Außenstellen stehen lassen?
  • Ist die Excel-Kalkulation von Alfons anwendbar?

Der Stamm hat ein paar Risse:

  • Am oberen = dünneren Stammende gibt es leider ca. 30 cm lange Risse

    dünnes Stammende
    Das dünne Ende mit Rissen
  • Am dicken Ende keine nennenswerten Risse.

    dickes Stammende von der Seite
    Das dicke Ende fast ohne Risse

Erkenntnis: „Die Theorie ist grau, die Praxis gewinnt & bestimmt am Ende.“ Dies führte uns zu dem zwingenden Entschluss beide Tröge zusammen im Stamm gemeinsam einzubringen mit je etwa 20 cm Steg an den Stammenden und dazwischen, um ein außreichend großes Trogvolumina zu erzielen. Ob wir das dünnere Stammende kürzen oder nicht entscheiden wir erst am Ende der Trog-Produktion, aber auf jeden Fall sind hier Stahlklammern für den erforderlichen Zusammenhalt einzuschlagen.

[Der Stamm ist also eigentlich zu klein für zwei getrennte Tröge in der gewünschten Größe. Die Steinzeitler hätten wohl einen größeren Stamm ausgewählt.]

Längen anzeichnen
Am Stamm werden die Troglängen und -breiten angezeichnet. Die mögliche Tiefe wird kontrolliert.

Zweiter Prozessschritt: Trogkern aussägen

Deckel absägen

Wir fangen am dicken = unteren Stammende an. Reinhard – unser geschickter Meister-Säger – schnitt mit einer großen 75-cm-Motorsäge etwa 20 cm vom Stammende her und ca. 45 cm weiter stammaufwärts jeweils nur wenige cm tief bis zur seitlichen Trogoberkante. Schließlich entfernte er diesen „Deckel“ mit einem waagrechten Schnitt:

Deckel entfernt
Deckel des ersten Trogs abgeschnitten

Trogseiten einsägen

Dann ging es im wahren Sinn es Wortes in medias res sozusagen ans Eingemachte des Stammes: Reinhard sägte mit seiner 38cm-Motorsäge die vier Trogseiten tief in den Stamm hinunter. Das Holz läßt sich recht leicht sägen und riecht dabei nach Gerbsäure wie bei Eichenholz.

Scheiben sägen

Dritter Prozessschritt: den Trogkern entfernen

Jetzt haben wir einen massiven Holzwürfel im Stamm – aber unten festsitzend … wie diesen rausbefördern?

  • Wie in einem Facebook-Video empfohlen hat Reinhard das Kernstück quer zum Faserverlauf in Scheiben gesägt.

    Scheiben raushauen 2
    Kernscheiben und dünner Keil
  • Tom, Lucien und Alfons haben dann diese Scheiben mit schweren Stahkeilen und Spalthammer zum Treiben herausgebrochen und mit Toms Maurerhammer herausgehackt.
Scheiben raushauen
Herausschlagen der oberen Kernscheiben-Hälften mit dicken Keilen und Hammern

Im oberen Bereich ging das mit dem Hammer ganz gut, aber in der Tiefe konnte man nicht so recht damit ausholen. Scharfe, dünne und breite Keile haben da geholfen. So konnte der Trog ausgehölt werden.

Größe des Trogs

Wie groß war der herausgeschnittene Kern? Wie groß ist der Trog nun geworden?

Zur Zeit ist der Trog etwa 45 cm lang, 30 cm breit und ca. 32 cm tief. Das sind 43,2 Liter. Da die Maische brodelt und zeitweise zusätzlich Kochsteine im Trog liegen haben wir wohl ein Nutzvolumen von guten 30 Liter.

Trog von oben
vorpolierter Trog

(Es gibt noch die Option den Troginnenraum zu verlängern.)

Vierter Prozessschritt: die Trogwände polieren

Reinhard hat zwar erstaunlich gut gesägt, aber ein paar wenige Sägeschnitte waren doch zu sehen.

  • Mit dem Maurerhammer und Hohldexel wurde vor allem der Boden nachbearbeitet, aber es reichte nicht.
  • So fuhr Lucien nach Hause und holte seine kleine elektrische Motorsäge (die eigentlich zum künstlerischen Figurensägen gedacht ist) und Alfons holte das Stromaggregat aus dem Schuppen. Damit wurde der Trogboden stark nachbearbeitet und sieht jetzt schon recht „steinzeitlich bucklich“ = urig und mit wenig Sägespuren aus.  … und es ersparte auch einen Staubsauger für die Sägespäneentfernung!!!

    Trogboden glätten
    Polieren der Trogränder mit der Elektrosäge
Trog von der Seite
Der Stamm mit dem fertigen ersten Trog

Es war mittlerweile 19:30 Uhr geworden und die Sonne wollte bald untergehen, als wir die Gerätschaften wegräumten und den Trog mit einer Plastikplane regensicher abdeckten.

Trog regendicht verschnürt
Der Stamm regendicht verpackt

Fünfter Prozeßschritt: Trogwände und -boden nachbearbeiten

Alfons ist tagsdrauf nochmal rausgefahren und hat mit dem Stechbeitel im Troginneren versucht die letzten Spuren der Motorsäge an Seitenwänden und Boden weitgehend unsichtbar zu machen.

Trogboden geglättet
Der endgültig polierte Trog

Man könnte am oberen Ende auch noch etwa 3cm wegsägen, um den großen + tiefen Buckel zu entfernen … oder auch nicht.

Wie haben unsere Steinzeitvorfahren die Bottichecken so super eckig ohne Motorsäge rausgebracht?

Getrennte oder verbundene Bottiche?

Im oberen Ende wird der Trog kleiner: nur noch ca. 25 cm breit und 25 cm tief (Nutztiefe 20 cm?). Er könnte eventuell auch noch einen trapez-förmigen Grundriss erhalten? Paralleler Faserverlauf läßt sich jedoch später einfacher handhaben.

Von der Trogwand bis zum oberen Stammende sind es 166 cm, die Rissstelle abgezogen verbleibt eine nutzbare Gesamtlänge von ca. 135 cm.

Es gibt folgliche diese zwei Varianten:

  • getrennte Bottiche: Troglänge innen = 135 cm – 3 x 20 cm = ca. 75 cm => 37,5 Liter Volumen
  • verbundene Bottiche: Troglänge innen = 135 cm – 2 x 20 cm = ca. 95 cm => 47,5 Liter Volumen

Wir können also auch 2 getrennte Bottiche herstellen. Die sind dann leichter zu handhaben und trotzdem noch überschwer genug.

Gibt es noch weiteres zu tun?

Ja!

  • dieser erste Trog soll noch mit flachen und runden Stemmeisen (= Stechbeitel) nachbearbeitet werden
  • und ein bischen nachschleifen ist für die Oberfläche eventuell zuträglich
  • es fehlt dann noch ein Ablaß, ein verschließbares Spundloch (mit einem Holzpflock oder einem Korken als Spund)
  • die Stammunterseite sollte noch etwas egalisiert (= zugesägt) werden, damit die Tröge bei Benutzung einigermaßen waagerecht stehen.
  • … und natürlich muss auch der zweite Trog gesägt werden: der wird jedoch am dünneren Stammende schmäler ausfallen (25 cm?) und weniger tief, dafür um einiges länger (rechnerisch müßte er etwa 70 cm lang werden um das gleiche Fassungsvermögen aufzuweisen).

Als nächster Termin ist der Fr. 05.05.17 geplant – wenn Petrus uns keinen Strich durch unsere Planung macht.

Photos: Alle Photos diesees Beitrag sind von © 2017 Rudolf H. Ende. Vielen Dank dafür! Alle Photos dieses Blogs unterliegen einem Urheberrecht. Bitte fragt uns, ehe ihr sie weiterverwendet! Beachtet dazu auch unser Impressum!

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